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Verlag Harald Voß
Viel Wirbel um einen Satz

(von Marco Lutz)

Samstag, 13.11.93. Diesen Tag werde ich so schnell nicht vergessen, denn an diesem Tag begann für mich eine Zeit, die ich in meiner Funktion als Vorsitzender der Hertha-Freunde'92 noch nicht kannte. Aber der Reihe nach. Während man nach dem Spiel Hertha BSC - Wuppertaler SV bei 'Ellis' Granitza mit unseren Wuppertaler Gästen feierte, machte ich mich mt Harald Frehe ca. gegen 21.00 Uhr auf den Weg zum Ratskeller Schöneberg. Dort fand der Weihnachtsball des Fan-Club Berlin statt. Ich und Harald waren zu dieser Feier vom Präsidium des FCB herzlich eingeladen. Obwohl wir Gäste hatten, wollten wir dieser Einladung trotzdem nachkommen. Es war alles perfekt hergerichtet: Büffet, Tombola und alles was dazu gehört. Man setzte sich an den Tisch zu den Kollegen vom Hertha Fan-Club. Auch von der Mannschaft waren trotz katastrophalem Spiels Walter Junghans und Frank Schmöller erschienen.Mutig, mutig, aber toll den Fans gegenüber. Ein Teil des Showprogramms war ein sogenannter Einpeitscher, der die Gäste mit reichlich Ohrwürmern und Stimmungsliedern auf Touren brachte. Die beiden Hertha-Spieler saßen in meinem Blickfeld, als der Einpeitscher das Lied 'So ein Tag, so wunderschön wie heute' anstimmte. Ich muß ehrlich gestehen, daß ich und Harald nicht mitgesungen haben, weil aufgrund der sportlichen Situation uns auch nicht danach war. Nach einem kleinen Streifzug am Büffet entlang, verließ man gegen 22.30 Uhr den Ratskeller, um uns wieder unseren Wuppertaler Gästen zu widmen. Am Sonntagvormittag rief dann die Bild-Zeitung bei mir an. Unter anderem kam man auch auf die FCB-Party zu sprechen. Als mich der Reporter dann nach meinen Eindrücken fragte, erzählte ich ihm, daß die Party toll war, bis auf das angesprochene Lied. Als ich ihm sagte, ich könne nicht verstehen warum die Leute alle so mitsingen, fragte er mich, ob auch Junghans und Schmöller dieses Lied mitgesungen hatten. Und dann folgte der Satz, der fast den ganzen Verein Hertha BSC gegen die Hertha-Freunde aufbringen sollte: 'Ich nehme an, daß sie auch mitgesungen haben.' . Daraufhin sollte am Montag in der Bild-Zeitung ein großer Artikel unter dem Motto 'Hertha-Versager sangen auch noch lustige Lieder' erscheinen. Durch einen Zufall riefen F.Schmöller und W.Junghans in der Bild-Redaktion an und beteuerten dem Bild-Reporter gegenüber, daß dieser Satz von mir nicht wahr sei. Daraufhin wurde der Artikel gestrichen. Dazu muß ich sagen, daß ich in der Nacht von Samstag zu Sonntag gerade mal 3,5 Stunden geschlafen habe, als die Bild-Zeitung anrief.

Das soll keine Entschuldigung sein, aber vielleicht eine Erklärung für meine unüberlegte Aussage. Ich habe diesen Satz, den ich sagte, gar nicht sooooo wichtig empfunden, wie er dann gemacht wurde. Schon am Montag rief PR-Chef Rene Miller von Hertha BSC bei mir auf Arbeit an und sagte: 'Marco, was hast Du bloß angerichtet !'. In den nächsten Tagen wurde mir dann nahegebracht, daß sowohl Manager Levin, Schmöller, Junghans und auch Lutz Bartels vom FCB stocksauer auf mich wären. Teilweise zu recht, ich muß es ja zugeben. Dann fing ich an, mit den betreffenden Leuten das Gespräch zwecks Entschuldigung zu suchen. Mit Lutz Bartels ging es schnell, auch mit Manager Levin, so hatte ich jedenfalls den Eindruck, der im Nachhinein völlig falsch war, räumte ich die Sache aus der Welt. Herr Levin sagte zu mir noch, er kenne die Presse, und alles, was über ihn geschrieben wird, stimmt auch nicht. Er gab mir den Tip, demnächst vorsichtiger zu sein. Damit hat er Recht gehabt, und ich werde es auch in Zukunft beherzigen. Nun fehlten nur noch die beiden Spieler. Und da lag mein 'Fehler', ich hätte mich zuerst bei den Spielern und dann den beiden anderen entschuldigen müssen, aber leider habe ich die beiden Spieler nicht erreicht, weil ich keine Zeit hatte, und weil sich laufend die Trainingszeit änderte. Trotz allem hatte ich die Zusage, daß zu unserer Weihnachtsfeier vier Spieler und Co-Trainer R.Worm erscheinen sollten. Diese Feier war, wie allseits bekannt, am 27.11.93. Noch am Abend zuvor bestätigte Herr Levin und Rene Miller unserem Beisitzer Harald Frehe in der Hertha-Villa, daß mit den Spielern alles klar geht. Doch am Samstagvormittag bekam ich einen Anruf von R.Miller. Er ließ ausrichten, daß die Mannschaft unsere Feier solidarisch boykottiert aufgrund meines Satzes. Eine Entscheidung, die ich bzw. der Vorstand der Hertha-Freunde überhaupt nicht akzeptieren konnte. Es war eine Sache zwischen mir und den beiden Spielern. Was hatten der Rest der Mannschaft und unsere ca. 70 Gäste der Veranstaltung damit zu tun ?. Noch am selben Vormittag hatte ich mich mit Frank Schmöller telefonisch unterhalten. Auch er sagte, daß ich mich falsch ausgedrückt habe, aber er sei gar nicht so böse und mit meinem Anruf sei die Sache gegessen. Doch bei dem Boykott der Mannschaft blieb es. Abends erschien keiner von der Mannschaft und auch keiner vom Präsidium, sprich Management. Traurig, traurig, meine Herren. Da auch die Presse bei unserer Feier anwesend war, war anzunehmen, daß in den nächsten Tage - sprich Montag, am Tag der Mitgliederversammlung von Hertha BSC - auch etwas in der Zeitung steht. So war es auch. Die BZ brachte einen entsprechenden Absatz, indem es richtig zur Sache ging.

Am Montagabend dann ging es richtig los. Gegen 19.30 Uhr fing die Mitgliederversammlung an. Nach einem Bericht des Präsidiums folgte der Auftritt von Manager Levin. Dieser artete zu einem negativen Rundumschlag gegen die Hertha-Freunde '92 und besonders gegen mich aus. Aus seinen bitterbösen Worten konnten sich ca. 250 Mitglieder und Gäste ein Bild machen, wie böse die ' Hertha-Freunde '92 ' doch seien. Demonstrativ stellte sich Herr Levin öffentlich vor die Mannschaftsentscheidung, unsere Feier zu boykottieren. Mit diesen Sätzen hatte er jedenfalls erreicht, die Versammlung in eine Richtung zu lenken, die nichts mit dem aktuellen katastrophalen sportlichen und wirtschaftlichen Bereich zu tun hat. Leider auf Kosten der Hertha-Freunde '92.

Die Mannschaft war auch anwesend und Walter Junghans blieb sogar noch bis fast zum Schluß, um entgegen seiner Gewohnheit an das Mikrofon zu treten. Er bedankte sich bei Herrn Levin, daß er sich vor die Mannschaft gestellt hat und sagte, daß die Entscheidung der Mannschaft einstimmig war, um Akzente zu setzen. Ich kann nur sagen, die Akzente sollten sie lieber auf dem Spielfeld setzen und dort zeigen, daß sie eine Mannschaft sind.

Zwischen den beiden Reden bin ich natürlich auch zu Wort gekommen. Ich glaube, ich konnte den anwesenden Mitgliedern klarmachen, zwar einen Fehler gemacht zu haben, aber was man daraus gemacht hat, war übertrieben. Nach meiner Rede habe ich Walter Junghans die Hand gereicht, und wir haben die Sache begraben. In einem Gespräch mit Herrn Levin am 3.1.94 konnten wir die restlichen Unklarheiten ausräumen, so daß auch in Zukunft einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen den Hertha-Freunden '92 und Hertha BSC nichts im Wege steht. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei meinen Vorstandskollegen und bei unseren Mitgliedern K.Lehmann, J.Pommerening, A.Woiczik und E.Podzuks bedanken, die hinter mir gestanden haben, und mir Mut gemacht haben, daß ich mit dieser Sache nicht alleine dastehe. Fazit: Auch ein Vorsitzender macht Fehler, doch ich weiß bis heute nicht warum man diese Sache so hochgepuscht hat. Die Hertha-Freunde '92 haben, so glaube ich, in dem vergangenen Jahr bewiesen, daß sie für Hertha BSC alles geben. Bei einigen anderen Herren kann man diesen Eindruck nicht haben. Wir werden jedenfalls weitermachen wie bisher.







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