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Verlag Harald Voß
Interview mit Helmut Faeder

(von Marco Lutz und Harald Tragmann)

Freitag, 15.10.93. Auf diesen Tag habe ich mich schon lange gefreut, denn ich war mit Helmut Faeder, Hertha-Idol der 50er- und 60er-Jahre, zu einem Interview für den 'Hertha-Freund' verabredet. Es ist schon etwas Besonderes, solch ein Gespräch mit einem Mann zu führen, der soviel Verdienste um den Verein Hertha BSC hat.

aus dem Buch '100 Jahre Hertha BSC' )

Herr Faeder, Sie haben von 1953 bis 1967 für Hertha BSC gespielt und dabei von der Amateurliga über Vertragsliga und Regionalliga bis zur Bundesliga alles mitgemacht. An welche Zeit haben Sie die schönsten Erinnerungen ?

Ich hatte eigentlch überall schöne Zeiten, doch die erfolgreichste Zeit waren die beiden Jahre in der Bundesliga. Wir waren endlich an den ganz großen Fußball angebunden, da wir sonst ja ausschließlich Städtespiele hatten.

Wie und von wo sind Sie damals zu Hertha gekommen, als man in der Amateurliga einen der Tiefpunkte in der Vereinsgeschichte durchgemacht hat ?

Ich bin vom SV Buchholz zu Hertha BSC gekommen. Als ganz junger Spieler wollte ich schon zu Hertha, aber da ich noch relativ unbekannt war, hat es nicht geklappt. Doch als 18jähriger hat der Wechsel dann funktioniert.

Sie haben in den 14 Jahren für Hertha in 351 Punkt-/Relegationsspielen 212 Tore geschossen und sind somit nach Hanne Sobek das größte Idol in der Vereinsgeschichte. Haben Sie das auch zu spüren bekommen oder war der Rummel um die Spieler zu Ihrer Zeit eher gedämpft ?

Zu unserer Zeit sind uns die Journalisten genauso nachgerannt wie heute. Auch unser Privatleben wurde dabei in Mitleidenschaft gezogen. Die Aufmerksamkeit für den Fußball war damals riesengroß, besonders in Berlin.

In der Vertragsliga waren die Hauptfavoriten immer Hertha und TeBe, so auch am 14.04.57, als sage und schreibe 78.486 Zuschauer ins Olympiastadion pilgerten, um im letzten Punktspiel Hertha BSC nach einem 3:0 - Erfolg über TeBe als neuen Berliner Meister zu feiern. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit diesem Zweikampf ?

Es sind tolle Erinnerungen, die mich vorallem mit diesem Spiel verbinden. In der Nähe unseres Vereinslokals war das Hotel Lichtberg. Es ist dort zugegangen wie wahrscheinlich bei den beiden Deutschen Meisterschaften Hertha's. Der ganze Vorplatz vor dem Hotel war voll mit Menschen. Ich möchte sagen, es waren rund tausend Leute. Das Spiel war für uns kolossal wichtig. Nach dem Sieg begann eine neue Ära für Hertha BSC. Der Verein hatte damals eine ganz junge Mannschaft, mit der sich die Zuschauer identifizieren konnten.

Sie haben noch dreimal an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft teilgenommen, in der Hertha zu jener Zeit leider chancenlos war. Glauben Sie, daß die Bundesliga ein Fortschritt war oder fanden Sie die Endrunden spannender ?

Spannend waren die Endrunden schon. Doch die Bundesliga war für Hertha, für die Zuschauer und für Berlin ein Segen. Allein von der Attraktivität her. Tolle Spiele, wie z.B. das 3:2 gegen den 1.FC Köln. Solche Erlebnisse sind auch für mich unvergeßlich.

Sie waren in der Geburtsstunde der Bundesliga dabei. Welche Erinne-rungen haben Sie an die frühen Tage der Bundesliga und wie war die Umstellung von der Vertragsliga für die Spieler ?

Das ist eine sehr gute Frage. Wichtig für uns war, endlich mal gegen westdeutsche Mannschaften spielen zu können. Denn diese hatten ja schon vorher ihre 'kleine Bundesliga'. Im Nord-West- und im Süd-bereich gab es immer solche Spiele wie 1.FC Nürnberg - VfB Stuttgart, oder Borussia Dortmund - Schalke 04. Nur wir hatten diesen Vergleich noch nicht. Die erste Zeit war sehr schwierig. Man wußte natürlich nicht, wo man leistungsmäßig stand.

In den ersten beiden Bundesligajahren spielten Sie auch mit Hertha BSC im Messepokal, dem Vorläufer des heutigen UEFA-Pokals. Wenn man bedenkt, daß damals gegen AS Rom nur 7322 Zuschauer kamen und selbst das Rückspiel nur 8500 Tivosi sehen wollten, so scheint der Messepokal damals keine allzugroße Bedeutung gehabt zu haben. Sehen Sie das auch so ?

Sehe ich nicht ganz so. Im Rahmen des Messepokals haben wir gegen Mannschaften wie Barcelona oder Inter Bratislava gespielt. In Barcelona hatten wir ca. 60.000 Zuschauer. Der Messepokal war damals erst in den Anfängen. Für uns Hertha-Spieler waren es tolle Erlebnisse, gegen so große Mannschaften zu spielen.

Am Ende der Saison 64/65 folgte eine der bittersten Stunden von Hertha BSC. Wegen überhöhter Gehaltszahlungen mußte man zwangsweise in die Regionalliga zurück. Wie hat sich der ganze Trubel zum Ende der Saison auf die Mannschaft ausgewirkt ?

Für die Mannschaft war es eine furchtbar schlimme Zeit, weil wir sportlich unser Ziel erreicht hatten. Die bittersten Stunden erlebten wir in Karlsruhe. Wir hatten gerade mit einem 1:0 - Sieg beim KSC den Klassenerhalt geschafft. Wie es damals üblich war, blieb man über Nacht in der Stadt. Als abends die KSC-Spieler zu uns kamen und sagten: 'Warum freut Ihr Euch so, Ihr steigt sowieso ab ?', das war ein Riesenschock für uns, weil wir völlig ahnungslos waren. Die Hertha-Elf stand gerade am Beginn, eine große Mannschaft zu werden, und dann dieses. Unsere westdeutschen Spieler versuchten natürlich gleich, neue Vereine zu finden, und Spielervermittler gingen bei uns ein und aus. Ich blieb bei Hertha BSC, wurde dann aber schwer verletzt und konnte anschließend die erste Aufstiegsrunde nicht mitmachen. Mein Abschied von Hertha BSC war dann das letzte Aufstiegsrundenspiel in Hof. Fünf Spielern wurde sofort gekündigt, mir wurde ein neues Angebot gemacht, was ich aber abgelehnt habe. Kurz danach bin ich dann zu Hertha 03 gewechselt. Der Abschied von Hertha BSC war sehr schmerzlich.

Was machen Sie seit dem Ende Ihrer Karriere ? Sind Sie dem Fußball und Hertha verbunden geblieben ?

Dem Fußball, klar. Ich habe bei Hertha 03 sehr schöne Jahre verlebt und spiele ja heute noch in der Alt-Liga. Auch bei den Heimspielen von Hertha BSC bin ich noch regelmäßig im Stadion. Eines möchte ich noch sagen: 'Für mich ist es klar, Hertha BSC steigt in diesem Jahr auf.'

Schönen Dank für dieses Interview und für die Zukunft alles, alles Gute.







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