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Verlag Harald Voß
Die Lage in der Bundesliga

(von Harald Tragmann)

Urlaubsatmosphäre im Stadion beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart - Foto: Harald Voß

Es ist sicherlich keine leichte Nachfolge, die Huub Stevens nach dem beliebten und auch erfolgreichen Interimstrainer Falko Götz angetreten hat. Dennoch hat er sich ganz gut beim Berliner Publikum eingeführt, doch nicht nur die Sympathie, nein, auch der Erfolg ist für die langfristige Anerkennung wichtig.

Der Anfang war recht vielversprechend, denn nach Siegen gegen Bayern München, Borussia Dortmund und den FC Schalke 04 konnte Hertha den Erfolg der letzten Saison wiederholen und den Ligapokal erneut erringen. Besonders die Brasilianer Alves und Marcelinho verwöhnten das Publikum mit ihren Kunststücken und ihrem Zusammenspiel. Dabei erzielten sie in diesem Wettbewerb alleine sechs der acht regulären Tore.

Doch letztendlich ist nur der Erfolg in der Liga und den Wettbewerben um den DFB- und den UEFA-Pokal entscheidend und die letzte Saison hat gezeigt, dass der Sieg im Liga-Pokal nicht zwangsläufig weitere Erfolge hinter sich herzieht.

Zum Auftakt in der Meisterschaft mussten die Berliner gleich zum aktuellen Meister Borussia Dortmund reisen. Im Ligapokal konnte dieser noch auf neutralem Platze geschlagen werden, doch im Westfalenstadion ist das etwas anderes. Doch es war ein Auftakt nach Maß. Gerade 52 Sekunden waren gespielt, als Preetz einen Einwurf per Kopf zu Goor verlängerte, welcher nicht lange fackelte und den Ball zum 1:0 für die Blau-Weißen ins Netz beförderte. Doch die Freude währte nicht lange, denn bereits drei Minuten später konnten die Dortmunder ausgleichen und neun Minuten vor dem Pausenpfiff sogar mit 2:1 in Führung gehen. Lange Zeit sah es nach einem Dortmunder Sieg aus, doch als sich wohl die meisten bereits mit der Niederlage abgefunden hatten, erzielte "Zecke" Neuendorf den 2:2-Endstand. Ein Auswärtsergebnis, das einen durchaus zufrieden stellen kann. Die Spielweise hingegen weniger. Auf beiden Seiten taten sich eklatante Abwehrschwächen auf, doch die Saison war noch jung.

Im ersten Heimspiel sollten dann auch die ersten drei Punkte folgen, doch Stuttgart konnte und Hertha wollte scheinbar nichts zu einem spannenden Spiel beitragen. Es brauchte 14 Minuten, um die fast 50.000 Zuschauer zu enttäuschen, denn Dundee sorgte in diesem Moment für das 1:0 der Stuttgarter im Olympiastadion. Und so konnte man auf die Idee kommen, die Spieler haben sich von der Strandkulisse im Stadion (die Sandhügel der Baustelle an der Haupttribüne wurden mit zahlreichen Schirmchen, Strandkörben etc. in eine schöne Urlaubskulisse verwandelt) täuschen lassen und seien gedanklich noch im Urlaub. Es wollte einfach kein Spielfluss mehr aufkommen und die Spielzüge wirkten alle recht verkrampft, wollten die Herthaner die Heimpremiere doch nicht versieben. Wieder dauerte es bis zur 85. Minute, bevor Neuzugang Arne Friedrich das Berliner Publikum mit dem Ausgleich aus dem Tiefschlaf riss. Von da an gaben die Herthaner noch mal Vollgas, doch zu mehr sollte es nicht reichen.

Im dritten Spiel ging es zur nächsten schweren Auswärtspartie, denn der Pokalsieger wartete in der "Arena auf Schalke" auf die Berliner. Eigentlich wollte man hier die im Heimspiel verlorenen Punkte zurückholen, doch wie schon im Vorjahr reichte es nicht zu mehr als einem 0:0. Eigentlich konnte man ja mit den beiden Auswärtspunkten bei solch schweren Gegnern ganz zufrieden sein, wären da nicht die verschenkten Heimpunkte gewesen.

Zumindest im DFB-Pokal wollte man nun glänzen, hatte man doch mit Stevens den zweifachen Pokalsieger als Trainer verpflichtet. Die Auslosung führte die Herthaner zum Tabellenletzten der Regionalliga Nord nach Kiel, doch was dort geschah, mag man kaum wiederzugeben. Der Hertha-Anhang hatte schon viele Pokalpleiten erlebt, doch was sich bei der "Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900" ereignete, übertraf alles bisher da gewesene. Eine Minute vor dem Pausenpfiff gelang den Ostseestädtern der 1:0-Führungstreffer gegen die bis dahin erfolglosen Berliner. Kapitän Michael Preetz konnte zwar in der 52. Minute den Ausgleich erzielen, doch danach blieb es ein verbissener Pokalfight ohne Ergebnisänderung. Auch die Verlängerung brachte keinen Torerfolg mehr und obwohl die Berliner noch des Öfteren die Chance zum Siege hatten, wusste Ex-Herthaner Manuel Greil im Tor der "Störche" dies zu verhindern. Bis dahin war es ein Pokalkampf zwischen Profis und Amateuren, wie man ihn schon so oft gesehen hatte, doch das Elfmeterschießen stellte alles in den Schatten. Die Herthaner brachten es fertig, gleich dreimal in Folge ihre Elfmeter zu vergeben. Pinto schoss Greil in die Arme, Schmidt setzte seinen Schuss an die Latte und Hartmann brachte das Kunststück fertig, seinen Schuss so langsam auf das Tor zu befördern, dass Greil in aller Ruhe auf den Ball warten konnte. Da Holstein alle Elfer versenkte, unterlagen die Herthaner mit 1:4 und begruben gleich in der ersten Runde ihren Traum vom Finale im eigenen Stadion. Nicht die Art, wie diese drei Schützen ihre Chance vergaben, ist so tragisch, als vielmehr, warum diese überhaupt antraten. Hätten nicht viel erfahrenere Schützen wie Goor, Preetz, Rehmer oder Marcelinho mit dem Elfmeterschießen beginnen sollen?

Der absolute Tiefpunkt kam dann im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach, das mit 1:2 verloren ging. Preetz' einziger Treffer für die Berliner kam viel zu spät und über das Spiel selbst möchte man besser kein Wort mehr verlieren. Die Fans jedenfalls forderten bereits lautstark den Kopf ihres Trainers und riefen nach Vorgänger Falko Götz!

Rehabilitation war angesagt und die sollte dann im Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld folgen. Ein schönes Spiel war es nicht, doch über mannschaftliche Geschlossenheit und Kampf kam Hertha zum ersten Drei-Punkte-Erfolg. Marcelinho sorgte mit seinem Tor kurz nach dem Seitenwechsel für den 1:0-Endstand.

Drei Tage später sollten die Berliner in Aberdeen den Grundstein für ein Weiterkommen im UEFA-Cup legen, nachdem man den DFB-Pokal bereits von der Terminliste gestrichen hatte. Aberdeen war der denkbar schwerste Gegner, der für Hertha im Lostopf lag, doch trotz der immer größer werdenden Verletztenliste fand man erneut über den Kampf zum Spiel. So musste in der Abwehr sogar Amateur Madlung eingesetzt werden, der sich allerdings glänzend einführte. Zum Ende des Spiels folgte mit Mladenov sogar noch ein zweiter Spieler, der sonst in der Oberligamannschaft aufläuft. Ein reguläres Tor durch "Zecke" Neuendorf wurde wegen angeblichen Foulspiels leider nicht gegeben, doch ein beachtliches 0:0 beim schottischen Gegner könnte eine gesunde Ausgangsbasis sein, wenn sich die Berliner im Olympiastadion nicht genauso überfahren lassen wie im letzten Jahr gegen die Schweizer von Servette Genf. Das Ergebnis des Rückspieles stand bei Redaktionsschluss jedenfalls noch nicht fest.

Mit dem Heimspiel gegen den Hamburger SV, Herthas Lieblingsgegner der letzten Jahre, wenn man alleine an das 6:0 im März denkt, sollte dann endlich zu alter Form gefunden werden. Rehmer und Preetz kehrten aus dem Lazarett auf das Spielfeld zurück und Hertha BSC bestimmte bis auf wenige Minuten das Spiel. Wieder war es Marcelinho, der mit einem gefühlvoll geschossenen Freistoß in der 51. Minute das 1:0 besorgte und keine 60 Sekunden später erhöhte Goor, der im März alleine viermal gegen den HSV getroffen hatte, auf 2:0. Später hatte dieser sogar die Gelegenheit, ein oder zwei weitere Tore zu erzielen, doch es sollte beim 2:0-Sieg bleiben und somit beim zweiten Drei-Punkte-Erfolg der Saison.

Ob der positive Aufwärtstrend anhält, muss das Spiel bei den Münchner Löwen zeigen, welches bei Redaktionsschluss noch nicht ausgetragen war. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Mannschaft schnellstens zu ihrer Klasse und ihrer Beständigkeit der letzten Rückrunde findet, um möglichst bald in den Kampf um die ersten drei Plätze eingreifen zu können. Und natürlich hoffen wir auch auf ein Weiterkommen im UEFA-Pokal, um vielleicht hier den ersehnten Platz unter den letzten vier bis acht Teams zu erreichen.







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