(von Harald Voß)

Erstmalig fand eine Mitgliederversammlung der Fußball-Amateurabteilung von Hertha BSC nicht im Wedding statt, sondern in den Räumen des Landessportbundes, direkt am Olympiastadion, wo auch bereits des Öfteren Hauptversammlungen des Gesamtvereins ausgetragen worden waren. Aber selbst dieser Versammlungsort war für die Anzahl der Mitglieder zu klein. Auch die Fußball-Amateurabteilung hat von dem enormen Mitgliederzuwachs profitiert. Nachdem in den Tagen zuvor von der Presse bereits ein interner Machtkampf wegen der Amateurvorstandswahlen quer durch das Präsidium beschrieben worden und etwas von zwei konkurierenden Kandidatenteams zu lesen gewesen war, waren natürlich alle sehr gespannt, wer sich nun schlussendlich zur Wahl stellen würde.

Als es dann soweit war, gab es natürlich keine zwei Kandidatenteams. In altbekannter Hertha-Weise wurde vom Präsidium eine Mannschaft vorgeschlagen, mit der Maßgabe, diese doch am liebsten "en block" zu wählen.

Scheinbar hatten sich die Beteiligten vorher auf ein gemeinsames Team geeinigt, gesagt wurde das den Mitgliedern nicht. Jedenfalls stellten sich keine Gegenkandidaten für die einzelnen Ämter zur Verfügung. Lediglich für den Posten des Jugendleiters kandidierten neben dem vom Präsidium vorgeschlagenen Herrn Strohschein noch zwei weitere Mitglieder. Aber noch bevor es zu den einzelnen Wahlgängen kam, durften sich die Kandidaten des "Präsidiums-Teams" alle einzeln vorstellen. Im einzelnen handelte es sich um Ronald Maschke, Geschäftsführer von Top-Sport, als Kandidaten für das Amt des Abteilungsvorsitzenden, Rechtsanwalt Klaus-Günter Neumann (Stellvertreter), Michael Ottow (Schatzmeister), André Freier (Schriftführer), Ex-Profi Michael Jakobs (sportlicher Leiter) und Herrn Strohschein (Jugendleiter). Einen ersten kleinen Eklat gab es, als sich Klaus-Günter Neumann, der sichtbar Wert auf seine Erfahrungen in den Vorständen anderer Vereine wie Hertha 03 bzw. dem EHC Eisbären legte, mit den Worten vorstellte: "...ich soll hier als stellvertretender Vorsitzender kandidieren".

Vielleicht war er ja in einem der ursprünglichen Teams für einen anderen Posten vorgesehen gewesen (wie auch Herr Strohschein), gesagt wurde das den Mitgliedern nicht, aber bei denen war jetzt die Aufmerksamkeit geweckt worden. So kam es, dass selbst der neue Präsident Walter Müller kurzzeitig die Fassung verlor, als man in Nachfragen die Ernsthaftigkeit von Neumanns Engagement für Hertha BSC ob seiner Tätigkeit in anderen Vereinsvorständen hinterfragte. Auf die Mitgliedschaft muss das einen sehr schlechten Eindruck gemacht haben, denn obwohl kein Gegenkandidat zur Wahl stand, wurde Klaus-Günter Neumann nicht gewählt, ebenso wie der vom Präsidium als Jugendleiter vorgeschlagene Herr Strohschein. Hier wurde mit klarer Mehrheit der bisherige Jugendleiter Horst Kuffler wiedergewählt. Alle anderen Kandidaten erhielten klare Mehrheiten. In dem nun notwendig gewordenen zweiten Wahlgang für die Wahl des stellvertretenden Vorsitzenden gab es nun plötzlich drei Kandidaten: Herrn Strohschein, den ehemaligen Abteilungsvorsitzenden Günter Obersteller und den bisher amtierenden Abteilungsvorsitzenden Klaus-Dieter Grube. In diesem Wahlgang verfehlte Günter Obersteller die notwendige Mehrheit um nur eine Stimme, um dann im folgenden Wahlgang mit großer Mehrheit gewählt zu werden.

So ganz nebenbei wurde noch der Haushalt der Amateurabteilung verabschiedet, der sich mit 2,4 Mio gegenüber der vergangenen Saison (1,6 Mio) wieder stark erhöht hat. Der Löwenanteil dieses Etats kommt wie immer als Zuschuss vom Hauptverein. Mit diesem Etat soll vor allem der sofortige Aufstieg der Amateurmannschaft in die Regionalliga geschafft werden, um langfristig einen qualitativen Unterbau für die Profimannschaft bilden zu können. Im nächsten Jahr ist ein Aufstieg wegen der Zusammenlegung der Regionalligen (3.Liga) nicht möglich. Außerdem soll die Jugendarbeit intensiviert werden. Auch für die Trainingssituation deutet sich Entlastung an. So erhält Hertha BSC das Nutzungsrecht für den neuen Sportplatz am Nordufer.