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Hertha hat einen neuen Präsidenten!

(von Harald Voß)

Am Donnerstag, dem 24. September 1998 bestellte der Aufsichtsrat von Hertha BSC mit Walter Müller einen neuen Präsidenten. Vorausgegangen waren in den Wochen zuvor lange Machtkämpfe zwischen dem Präsidenten Manfred Zemaitat und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Robert Schwan, die letztendlich im Rücktritt von Manfred Zemaitat am 15. September gipfelten.

Bereits vorher hatte Robert Schwan öffentlich bekanntgegeben, einen neuen Präsidenten zu suchen, und die Absetzung Manfred Zemaitats für den 3. Oktober angekündigt, woraufhin der Präsident eine außerordentliche Mitgliederversammlung mit dem Ziel der Abberufung des Aufsichtsrats und seines Vorsitzenden Robert Schwan einberufen hatte.

Dabei war es Manfred Zemaitat, der nach seiner Wahl zum Präsidenten nicht ganz vier Jahre zuvor, am 26. September 1994, die Kooperation des Vereins mit der UFA auf den Weg gebracht hatte, und in jener denkwürdigen Mitgliederversammlung die Wahl des kompletten UFA-Aufsichtsrates gegen alle Widerstände durchgepaukt hatte, der mit Verfahrenstricks eine Satzung durchgepeitscht hatte, die ihm jetzt zum Verhängnis wurde. Noch in der letzten Mitgliederversammlung, als mehrere Misstrauensanträge gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden Robert Schwan wegen dessen eigenmächtiger "Entlassung" Jürgen Röbers nach dem Spiel beim TSV 1860 München auf dem Tisch lagen, hat er sich schützend vor Schwan gestellt und seine Abwahl verhindert. Doch schon an jenem Tag wurde bei einem Misstrauensantrag klar, dass Manfred Zemaitat nicht mehr die volle Rückendeckung der Mitgliedschaft genoss.

Trotzdem muss man Manfred Zemaitat dankbar sein für seine Zeit als Präsident des Vereins, seinen Vertragsabschluss mit der UFA, ohne den Hertha heute vermutlich nicht dort stehen würde, wo sie jetzt ist. Man hätte sich das eine oder andere Mal sicher etwas mehr Fairness und Toleranz den Mitgliedern gegenüber gewünscht - schließlich hatten sie ihn damals mit über 70% der Stimmen gewählt, und selbst bei dem letzten Misstrauensantrag stand die Mehrheit noch hinter ihm. Warum musste jede kritische Stimme gleich abgewürgt werden, warum hatte man bei jeder Mitgliederversammlung immer den bösen Eindruck, alle wären nur gekommen, um mit irgendwelchen Verfahrenstricks Beschlüsse schnellstmöglich "durchzuziehen" und möglichst schnell wieder nach Hause zu kommen? Ein bisschen mehr Vertrauen in die Mitglieder wäre angebracht gewesen.

Wurde Manfred Zemaitat noch von der Mitgliederversammlung direkt gewählt, so ist sein Nachfolger der erste Präsident von Hertha BSC, der nach der neuen Satzung durch den Aufsichtsrat bestellt wurde.

Der 50-jährige Walter Müller ist Niederlassungsleiter von Daimler Benz in Berlin. Mit seiner Wahl zum Präsidenten verbindet sich natürlich auch die Erwartung auf ein stärkeres Engagement von Daimler Benz bei Hertha BSC. Müller stellte aber bereits klar, dass das Hauptaugenmerk von Daimler Benz beim Sponsoring die Nationalmannschaft bleibt. Vordringlichste Aufgaben von Müller in der nächsten Zeit werden die Stadionfrage und die Suche nach einem gemeinsamen Trainingsgelände für alle Mannschaften von Hertha BSC sein.

In der Sache Olympiastadion wurde zwar mittlerweile vom Senat beschlossen, anstatt eines parallelen Neubaus das Olympiastadion komplett zu modernisieren, doch in welcher Form das geschehen soll, dafür wurde mal wieder ein Wettbewerb ausgeschrieben. Auch die Finanzierung ist noch völlig unklar. Bundeskanzler Kohl hatte zwar 100 Millionen Mark in Aussicht gestellt, doch nach dem Regierungswechsel in Bonn ist selbst dieser bescheidene Beitrag des Bundes unklarer denn je - zumal bei der bekannten Abneigung der Grünen gegenüber Profifußball im Allgemeinen und Berlin und Hertha BSC im Besonderen.

Auch was das Trainingsgelände betrifft, muss endlich eine Lösung gefunden werden. Es kann nicht sein, dass die Jugendmannschaften des Berliner Erstligisten aus Ermangelung eines festen Trainingsplatzes teilweise in Parks auf öffentlichen Wiesen trainieren müssen. Leistungsorientierte Ausbildung von Nachwuchsspielern für die Profimannschaft ist unter solchen Bedingungen nur schwer vorstellbar.

Wir wünschen Walter Müller jedenfalls viel Glück bei seiner übernommenen Aufgabe und hoffen, dass er in Zukunft von verbalem Störfeuer aus Kitzbühel möglichst verschont bleibt, auch wenn natürlich, wie Robert Schwan einmal sagte, Poltern zum Geschäft gehört.

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