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Verlag Harald Voß
Der Rückblick auf die Saison 1997/98

(von Harald Tragmann)

"Ende gut, alles gut!" wäre wohl die passendste Umschreibung für die abgelaufene Saison. Wer hätte nach dem ersten Drittel der Spielzeit 97/98 noch einen Pfennig auf Hertha gewettet, von den eingefleischten Fans, die niemals die Hoffnung aufgeben, mal abgesehen?

Ein Saisonauftakt mit Pauken und Trompeten vor ausverkauftem Berliner Olympiastadion gegen Dortmund. Wunderschön anzusehender Offensiv-Fußball unserer Hertha, doch leider reicht es nur zu einem 1:1. Auch in den folgenden Begegnungen schöne Spiele, aber leider ohne nennenswerten Erfolg.

Ein 2:0 Vorsprung gegen Mönchengladbach wurde zum 2:2 und in Kaiserslautern, Wolfsburg, München, Rostock und gegen den Hamburger SV verlor man, so daß nach sieben Spieltagen lediglich zwei Punkte und 4:15 Tore zu Buche standen.

Am 8. Spieltag dann endlich der erste Sieg im Heimspiel gegen den 1.FC Köln, doch aus den nächsten drei Spielen sollte wiederum nur ein Pünktchen gegen den VfL Bochum errungen werden, während man auf Schalke und in Stuttgart wieder verlor. Mit sechs Punkten und 8:22 Toren standen die Herthaner nach dem 11. Spieltag bereits abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz der Liga, mit fünf Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz.

In der Hertha-Familie rumorte es und Robert Schwan und der Vorstand wollten Jürgen Röber feuern. Lediglich Manager Dieter Hoeneß stellte sich vor den Trainer und wollte ihn halten. Nur der glückliche Umstand, daß zur Zeit kein passender Trainer zur Verfügung stand, schien noch eine Fristverlängerung bewirkt zu haben.

Doch Jürgen Röber mußte zum Rapport, unter unglaublich großem Presserummel wurde er ins Hotel Holiday Inn bestellt, wo er dem Vorstand und dem Aufsichtsrat gegenüber Rechenschaft ablegen sollte. Eine diffamierende Art und Weise, wie zu diesem Zeitpunkt mit dem Mann umgegangen wurde, der Hertha BSC zunächst vor der Regionalliga gerettet und im Jahr darauf wieder in die Bundesliga geführt hatte.

Doch die Fans hatten nicht vergessen, was er für Berlin getan hat und so stärkten sie ihm im folgenden Schicksalsspiel gegen den Karlsruher SC den Rücken und ließen sich auch nicht von einer schnellen Karlsruher Führung davon abbringen, fast die gesamte Spielzeit über für Jürgen Röber zu skandieren.

Und auch die Mannschaft krempelte noch mal die Ärmel hoch, um das fast Unmögliche noch zu vollbringen und in der zweiten Halbzeit mit drei Toren eine weitere Fristverlängerung für den Trainer zu erwirken. Bryan Roy, der bis dahin als teuerster Fehleinkauf in der Geschichte Herthas galt, leitete die Wende mit seinem Tor zum 1:1 Ausgleich ein.

Die Plazierungen von Hertha BSC im Saisonverlauf Sicherlich hatte Jürgen Röber bis zu diesem Spiel auch einige Fehler in der Mannschaftsaufstellung und seiner Auswechseltaktik begangen. Doch in der größten Not schottete sich das Team ab, steckten Spieler, Trainer und Manager die Köpfe zusammen und bereiteten sich mit neuer Taktik auf die Aufgabe vor. Nicht mehr schön allein, sondern vor allem erfolgreich wollte man nun spielen. Mit dieser taktischen Umstellung begann vor allem auch die große Zeit des Kjetil Rekdal, der zu einer wichtigen Stütze Herthas werden sollte und auch Gabor Király, der Christian Fiedler bereits im achten Saisonspiel im Tor abgelöst hatte, wuchs zu einer festen Größe im Team heran.

Nun begann eine kaum noch erhoffte Aufholjagd. In Bremen folgte der erste Auswärtssieg, danach gewann Hertha gegen 1860 München, schlug die Arminia in Bielefeld, erreichte gegen Leverkusen ein Unentschieden, siegte in Duisburg und auch gegen den neuen Deutschen Meister 1.FC Kaiserslautern.

19 Punkte in Folge katapultierten Hertha wieder in das gesicherte Mittelfeld und brachten in Michael Preetz einen neuen Goalgetter hervor, der am Ende mit 14 Treffern sogar noch den dritten Platz in der Torschützenliste der Bundesliga erklomm.

Erst die beiden Auswärtsspiele in Dortmund und Mönchengladbach vor der Winterpause brachten mit zwei Niederlagen die meisten Fans, die nun schon von höheren Zielen träumten, wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. An eine Entlassung des Trainers dachte nun aber keiner mehr.

In der Winterpause wurde dann in einer Blitzaktion Andreas Thom an die Spree geholt und dieser bedankte sich gleich nach 120 Sekunden seines ersten Einsatzes, im Spiel gegen den VfL Wolfsburg mit dem 1:0 Siegtreffer. Beim HSV folgte dann ein 1:1 Unentschieden vor 5000 mitgereisten Berlinern, bevor die Herthaner im wieder ausverkauften Olympiastadion die Bayern mit 2:1 schlugen.

Einem 1:1 einer ersatzgeschwächten Hertha gegen den FC Hansa Rostock folgten eine Niederlage in Köln und eine 1:4-Pleite gegen Schalke, bevor man dann mit einem 3:0 gegen den VfB Stuttgart und einem 2:0 beim Karlsruher SC wieder sechs Punkte für den Klassenerhalt holen konnte. Das bedeute 39 Punkte nach dem 28. Spieltag und wie wir heute wissen, hätte das damals schon zum Verbleib in der Bundesliga gereicht.

Und wieder träumte so mancher von höheren Regionen, doch zwei Niederlagen in Folge gegen Werder Bremen und bei den Münchner Löwen brachten einige wieder zum Zittern, insbesondere Robert Schwan, der, als keiner damit gerechnet hätte, vor laufender Kamera lospolterte und erneut den Rausschmiß von Jürgen Röber forderte. Ein Auftritt, den ihm wohl keiner verziehen hat und besonders die Fans auf die Palme brachte, die in einer koordinierten Fanaktion im darauffolgenden Heimspiel gegen Arminia Bielefeld ihren Unmut Robert Schwan gegenüber zum Ausdruck brachten und ihrem Trainer wieder einmal den Rücken stärkten.

Mit dem Unentschieden gegen die Arminen wurde der 40. Punkt eingefahren und das am Anfang der Saison gesteckte Ziel erreicht. Auch Robert Schwan war nach diesem Teilerfolg ein wenig ruhiger geworden, murrte trotz einer Niederlage in Bochum nicht weiter und entschuldigte sich sogar für seinen plumpen Auftritt.

Nachdem unsere Hertha Bayer Leverkusen nach zwei Jahren dann die erste Heimniederlage beschert hatte, waren die Wogen endgültig geglättet. Mit 43 Punkten war der Klassenerhalt sichergestellt und der Aufsichtsratvorsitzende sprach nun sogar wieder von einer längeren Weiterführung der Zusammenarbeit mit Jürgen Röber.

Ein Sieg im letzten Spiel gegen den MSV Duisburg hätte zwar noch den achten Platz und eventuell sogar die UI-Cup-Teilnahme bedeutet, aber letztendlich können wir doch mit dem 11. Platz nach all den Geschehnissen dieser Spielzeit hochzufrieden sein, wenn man bedenkt, daß wir immerhin 19 Jahre darauf warten mußten, Hertha mal länger als ein Jahr in der Bundesliga erleben zu dürfen. Und so bleibt wenigstens auch noch eine Steigerungsmöglichkeit in der nächsten Saison, doch Vorsicht, auch diese wird mit Sicherheit nicht einfach.

Zu erwähnen ist auf jeden Fall noch der nie dagewesene Zuschauerandrang. Nicht nur die Liga selbst überschritt erstmals die Zehn-Millionen-Grenze, sondern auch Hertha verzeichnete einen nie dagewesenen Zuschauerboom. Mit 52.895 Besuchern im Schnitt erreichte die Hertha ihren besten Besucherschnitt seit Bestehen und konnte sich über insgesamt 899.218 Zuschauer im Olympiastadion freuen. Auch die 12.500 verkauften Dauerkarten sind bis dahin in Berlin ein Novum, können vielleicht aber noch in der kommenden Saison getopt werden, denn der Vorverkauf hat bereits wieder begonnen.







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