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Verlag Harald Voß
Olympiastadion

- die unendliche Geschichte Teil 3 (von Andrej Woiczik)

Neben dem Kompetenzgerangel bei den Verantwortlichen von Hertha BSC beherrscht das Thema "Was wird aus dem Berliner Olympiastadion" den Berliner Sportseitenteil seit etlichen Wochen. Zum dritten Mal innerhalb eines halben Jahres durchleuchtet der Hertha-Freund den Problemfall und informiert Sie, als treue Leser, über den aktuellen Stand.

Am 24.10.1997 setzte sich der Unternehmensberater Dr. Rolf Seebauer gegen 22 Mitbewerber durch, die alle recht interessante Leitkonzepte über die Zukunft des Olympiageländes ausgearbeitet hatten. Das 1985 gegründete, weltweit tätige Unternehmen verfüge über umfangreiche Erfahrung speziell im Immobilienbereich, begründete Sportstaatssekretär Klaus Löhe die Entscheidung. Der Unternehmensberater hat sich mit seiner Londoner Partnerfirma Driver Donalds bereits an mehreren Stadien weltweit beteiligt u.a. am Wembley-Stadion, dem Olympiastadion in Sydney und dem Amsterdamer Stadion. Dr. Rolf Seebauer hält den Stadionbetrieb allein für unwirtschaftlich und will mit seinen Vorschlägen täglich rund 15-20.000 Menschen auf das Gelände locken. Seine Vorschläge sind: Büros, Supermärkte, Ladenzeilen, Lager- und Parkhäuser, ein Seniorenheim, eine Klinik, ein Freizeitpark mit zahlreichen Vergnügungspunkten, wie einem Großaquarium und einer Go-Kart-Bahn. Die Chancen für eine Vermarktung des Areals schätze Seebauer gut ein, hieß es aus Senatskreisen. Dr. Seebauer soll nun bis zum Jahresende eine detaillierte Ausschreibung erarbeiten. Bis Sommer 1998 könnte ein Investor gefunden werden, hofft der Staatssekretär. Als Investitionsanreiz will der Bund Teile des Reichssportfeldes zur Verfügung stellen. Im Gegenzug sollen die Investoren rund 660 Millionen aufbringen, um das Stadion zu sanieren. Großkonzerne, wie Hochtief und Philipp Holzmann, haben bereits Interesse signalisiert. Zwar steht das Areal noch unter Denkmalschutz, doch eine Lösung bahnt sich an.

In Berlin streiten sich in der Zwischenzeit Experten, Politiker und Sportfunktionäre, ob das Olympiastadion saniert und modernisiert oder abgerissen und neu gebaut werden soll. Hier sind die drei möglichen Varianten für die Zukunft des Olympiastadions im Vergleich:

Sanierung und Modernisierung des Olympiastadions Kosten: 660 Millionen Kapazität: 65.000 - 70.000 Plätze Nutzung: wie bisher eine große Vielfalt - von Fußball über Rock-Pop-Klassik-Konzerte bis zu Leichtathletikveranstaltungen wie ISTAF und Weltmeisterschaften Baubeginn: Ende 1998 - 2001

Neubau eines reinen Fußballstadions Kosten: 500 - 550 Millionen Nutzung: nur Fußballspiele Kapazität: 65.000 - 80.000 Plätze Baubeginn: 2000 - 2002

Neubau eines mulifunktionellen Stadions Kosten: 500 - 550 Millionen Nutzung: siehe Olympiastadion Kapazität: 70.000 - 90.000 Plätze Baubeginn: 2000 - 2003

Hier sind einige Stimmen von Befürwortern der jeweiligen Varianten (Interviews durch Telefonbefragung)

Pro Olympiastadion (Sanierung und Modernisierung) ISTAF-Geschäftsstellenleiter Ralf Breitenbach: "Die ISTAF - Gemeinschaft wurde bis zum heutigen Tag nicht gefragt, wie es mit dem Olympiastadion weitergehen soll und das, obwohl das ISTAF jedes Jahr über 50.000 Zuschauer ins Stadion zieht. Das Stadion hat eine sporthistorische Geschichte und darf nicht abgerissen werden. Ein Neubau eines reinen Fußballstadions wäre der Tod des ISTAFs."

Dieter Baumann (beim ISTAF 1997): "Die Atmosphäre im Stadion ist phantastisch. Bei einem Neubau gäbe es keine solchen Topveranstaltungen wie das ISTAF mehr, das wäre für Berlin eine Schande."

Sportstaatssekretär Löhe: "Solange ich was zu sagen habe, werde ich für die sporthistorische Sportstätte kämpfen. Ein Neubau kommt für mich nicht in Frage."

Pro Neubau eines reinen Fußballstadions:

Otto Höhne (BFV-Präsident) Mitte November im TV Berlin: "Das Olympiastadion sollte in der jetzigen Form abgerissen werden. Nur das Osttor, die Eingangstürme und die Gedenktafeln können erhalten bleiben. Das Spielfeld soll dann um 45 Grad gedreht werden und Tribünen für 85.000 Zuschauer aus dem Boden gestampft werden. Hertha BSC kann während der Bauzeit ja im Jahnstadion spielen (Anmerkung der Redaktion: diese würde voraussichtlich drei Jahre dauern und das Stadion faßt nur 25.000 Zuschauer) und für das ISTAF reicht ja sowieso das Jahnstadion."

Hertha-Manager Dieter Honeß am 15.11.97 zur Bild-Zeitung: "Wir bevorzugen als Hauptnutzer einen Stadionneubau."

Pro Neubau-Multifunktional: Horst Bläsig (Fußball-Woche): "Aus Kostengründen ist der Neubau einer multifunktionellen Arena besser als die Sanierung des Olympiastadions. In so einer Arena könnten neben Fußballspielen auch andere Veranstaltungen, wie z.B. ISTAF etc., stattfinden."

Öffentliche Befragungen: Am 24.10.1997 führte der Berliner Radiosender "Hundert,6" eine Telefonaktion zum Thema "Was geschieht mit dem Olympiastadion?" durch. Von über 3000 Anrufern sprachen sich 88,3% für die Sanierung und Modernisierung des Olympiastadions aus, 11,7% wollten nur einen Neubau. In einer Bild-Befragung am 15/16.11.1997 unter der Headline "Olympiastadion abreißen!" sprach sich auch eine Mehrheit für die Sanierung aus.

Wie stehen die Berliner Parteien zu diesem Thema ? (Hundert,6 -Umfrage )

In der SPD gibt es unterschiedliche Meinungen, die Grünen und die CDU sprechen sich klar für eine Sanierung und Modernisierung aus. So gab der Bündnis/Grüne Abgeordnete Wiegand zum Ausdruck, daß zwar das Stadion eine dunkle Vergangenheit habe (Olympiade 1936), aber auch eine tolle Atmosphäre wie kaum ein anderes Stadion in der Welt und die Kosten für einen Neubau wohl auch genauso teuer werden könnten wie für eine Sanierung. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen hat erhebliche Bedenken gegen eine Abriß.

Der Kommentar von Andrej Woiczik

"Es ist 2 Minuten vor 12 Uhr" in Bezug auf das Berliner Olympiastadion. Geredet wurde bisher viel. 1986 waren dem damaligen Finanzsenator Rexrodt 80 Mio. für den Neubau des Poststadions zuviel. Heute hätte man ein komplett überdachtes Stadion für 60.000 Zuschauer. Aber "hätte", "wenn" und "aber" zählen jetzt nicht mehr. Ein reines Fußballstadion ist heutzutage eine schöne Sache, aber als Hauptstadion für Berlin, als Ersatz für das Olympiastadion ist es für die meisten Berliner eine Undenkbarkeit. Hertha und der Berliner Fußball-Verband dürfen zwar träumen, aber sie sollten auch an die anderen Veranstalter denken, wie an Konzertveranstalter Schwenkow oder an ISTAF-Chef Rudi Thiel. Ein Neubau für 500.000.000 D-Mark, in dem alle zwei Wochen ein Bundesligaspiel stattfinden soll und der in der übrigen Zeit nicht genutzt wird, ist dem Steuerzahler nicht zuzumuten.

Alle Veranstalter, die das Olympiastadion nutzen, sollten dringend an einen Tisch kommen und mit den Politikern und dem Investor eine für alle gütliche Lösung finden und die kann nur heißen, entweder der Neubau einer multifunktionellen Arena mit ausfahrbarer Laufbahn wie in Paris oder die Sanierung und Modernisierung des alten Stadions. Wenn in den nächsten Monaten keine Lösung gefunden wird, finden die Weltmeisterschaften im Fußball (2006) und in der Leichtathletik (2003) ohne Berlin statt.

Also handelt endlich!







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