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Verlag Harald Voß
Die Lage

(von Harald Tragmann)

Die meisten Fußballfans hätten wohl keinen Pfennig mehr auf Hertha gewettet, als sie mit vier Punkten Rückstand auf den Vorletzten! hoffnungslos abgeschlagen am Tabellenende lag und gerade erst mit 1:4 in Stuttgart unterlegen war.

Die Diskussionen um Trainer Jürgen Röber waren auf dem Höhepunkt angelangt, und nach einer turbulenten Woche mit dem Auftritt vor dem Aufsichtsrat und dem Präsidium wäre die Trainerposition wohl nicht einmal bei einem knappen Sieg gegen den Karlsruher SC sicher gewesen.

Es mußte schnell etwas geschehen und so zogen sich Manager Dieter Hoeneß, der Trainer und die Mannschaft an einen geheimen Ort zur Spielvorbereitung zurück. Die ganze Presse war auf der Suche nach dem Hauptstadtverein und vor allem gespannt darauf, was diese spontane Aktion bewirken würde.

29.604 Zuschauer pilgerten trotz miesen Wetters mit Dauerregen ins Olympiastadion, um Herthas Wiederauferstehung mitzuerleben und sie sollten nicht enttäuscht werden, wenn die Partie auch mit einem Paukenschlag begann.

Keine zwei Minuten waren vergangen, als Thomas Häßler zum ersten Mal in den Strafraum der Berliner paßte und Keller den Ball zum 1:0 der Gäste über die Torlinie brachte.

Doch was dann passierte, begeisterte die Zuschauer, Hertha ließ sich nicht hängen und zeigte Kampfgeist. Rekdal spielte erstmalig auf seiner Wunschposition als Libero, auf der er sich, wenn nötig, mit Karl abwechselte und auch das Spiel nach vorne antrieb. Roy spielte hinter den Spitzen Preetz und Tchami und machte sein bis dahin bestes Spiel, was er mit seinem ersten Tor zum 1:1 Ausgleich in der 56. Minute unterstrich.

Jeder kämpfte für den anderen und schloß somit schnell entstehende Lücken, so daß die Abwehr nie ernsthaft in Gefahr geriet. Als Folge des konsequenten Drucks, den Hertha ausübte, erzielte Sverrisson in der 82. Minute das 2:1 und acht Minuten später konnte Michael Preetz mit seinem ersten Saisontor sogar den 3:1 Endstand herstellen.

Zum ersten Mal spielten die schon als Fehleinkäufe abgestempelten 'Stars' so, wie man es sich vorgestellt hatte und mit Preetz traf endlich auch ein etatmäßiger Stürmer bei Hertha.

Doch sicher war Röbers Position damit noch nicht, denn jeder wußte, daß der Stuhl bei einer Niederlage in Bremen wieder gewaltig wackeln würde. Noch nie zuvor konnte Hertha in Bremen gewinnen und erschwerend kam hinzu, daß sich der gerade zur Topform aufgelaufene Roy schwer verletzte und für die folgenden Wochen ausfallen sollte.

So bekam Marc Arnold die Chance, vor ausverkauftem Haus im Bremer Weserstadion erstmalig von Beginn an aufzulaufen. Und er nutzte seine Chance, wirbelte im Mittelfeld wie nie zuvor und sorgte mit seinen Pässen für Gefahr im gegnerischen Strafraum. Doch mit Trares sollte ein Bremer die Berliner auf die Siegerstraße bringen, als er in der 11. Minute den Ball nach einer Flanke von Andreas Schmidt mit dem Kopf über den herauseilenden Oliver Reck ins eigene Tor beförderte.

Verständlicher Jubel bei den fast 2000 mitgereisten Herthafans. Doch Gabor Király sollte zum eigentlichen Spieler des Tages werden, als er mit seinen Glanzparaden den Vorsprung über die Zeit rettete, bevor Michael

Preetz mit seinem zweiten Saisontreffer zum 2:0 in der 88. Minute den Sack zuband und den ersten Auswärtssieg für Hertha sicherte.

So gestärkt ging man in die Partie gegen die Münchner Löwen und nun wollten 50.054 Zuschauer die Hertha siegen sehen. Diesmal sollte ein anderer Neueinkauf ins Rampenlicht rücken und mit seinen unermüdlichen Aktionen für die nötige Torgefahr sorgen. Alphonse Tchami machte endlich das Spiel, das man von ihm erwartete und bereitete mit einem Slalomlauf durch die Münchner Abwehrstangen das 1:0 durch Michael Preetz in der 15. Minute vor. Andreas Schmidt sorgte noch vor der Pause für den beruhigenden 2:0 Pausenstand, doch bevor die Mannschaften in die Kabine gingen, mußte Tchami leider verletzt den Platz verlassen, wieder ein Spieler, der gerade zur Topform aufgelaufen war und doch für die nächsten Wochen pausieren mußte. Aber auch ohne Tchami ließ Hertha nichts mehr anbrennen und brachte den Vorsprung über die Zeit.

Länderspielbedingt folgten nun 10 Tage Pause und so manch einer befürchtete nun, daß die neuerlangte Spielfreude wieder verfliegen würde, aber als Hertha auf der Bielefelder Alm antrat, begann sie fast mit einem Paukenschlag, doch Lakies, für Tchami in den Sturm beordert, lenkte den Ball in der 2. Minute freistehend über die Wolken. Aber Hertha machte weiterhin Druck und wollte unbedingt an die letzten Erfolge anknüpfen.

In der 34. Minute jedoch machte ein Foulelfmeter, den Kuntz sicher für die Bielefelder verwandelte, Herthas Bemühungen zunächst zunichte. Doch die Berliner gaben nicht auf, machten nach dem Wechsel weiterhin Druck und sollten belohnt werden. Kjetil Rekdal, der an diesem Tage sein bestes Saisonspiel bestritt, war an den folgenden drei Toren immer beteiligt. Nachdem er den 1:1 Ausgleich durch Preetz in der 60. Minute und den 2:1 Führungstreffer durch Andreas Schmidt keine vier Minuten später noch vorbereitet hatte, durfte er sich in der 90. Minute mit einem hervorragenden Freistoßtor zum 3:1 Endstand selbst in die Torjägerliste eintragen.

Vier Siege in Folge, das hatte Hertha zuvor erst zweimal in der Bundesliga geschafft, nämlich in der Saison 70/71 und der Saison 74/75, als man am Ende jeweils Tabellendritter bzw. Vizemeister wurde, aber soweit wollen wir diesmal ja gar nicht denken. Wichtig war nur, sich nun endlich aus den Abstiegsrängen zu verabschieden und daß die Diskussionen um Trainer Jürgen Röber nun wohl vorerst beendet sein dürften.

Gegen Leverkusen sollte dann der Rekord gebrochen und der fünfte Sieg in Folge errungen werden. Über 60.000 Zuschauer wurden erwartet, um so enttäuschender, daß

es dann letztendlich 'nur' 52.550 waren. Viele waren vielleicht der Meinung, keine Karte mehr zu bekommen und blieben so zu Hause. Schade eigentlich, denn sie haben ein tolles Spiel verpaßt.

Wirbelwind Marc Arnold wurde nun zum Spieler des Tages und erzielte bereits in der 2. Minute mit seinem ersten Bundesligator die 1:0 Führung, welche er gleich mit einer doppelten Hechtrolle rückwärts gebührend feierte. Die 50.000 Berliner waren selbstverständlich aus dem Häuschen, hatte mit diesem Auftakt doch wirklich keiner gerechnet. Und auch in der folgenden Spielzeit sorgte Arnold immer wieder für Gefahr im Leverkusener Strafraum, genau wie Ante Covic, der nach langer Pause wieder auflaufen und neben Michael Preetz im Sturm wirbeln durfte.

Ein kurioser Fehler des Leverkusener Torhüters Heinen sorgte für die 2:0 Führung vor der Pause. Beim Versuch, den Ball nach einer Rückgabe seines Mitspielers wieder ins Mittelfeld zu befördern, schoß er diesen direkt auf den Kopf des heraneilenden Ante Covic, von wo aus er in einer immer länger werdenden Bogenlampe über Heinen hinweg ins Tor sprang.

Leider verpaßte es Hertha, das Spiel nach der Pause bei weiteren hochkarätigen Chancen zu ihrem Gunsten zu entscheiden. So war es fast eine Frage der Zeit, bis man dem wachsenden Druck der Leverkusener nicht mehr standhalten konnte und Ulf Kirsten in der 62. Minute den 1:2 Anschlußtreffer und Beinlich wenige Minuten später per Foulelfmeter den 2:2 Endstand erzielte.

Erinnerungen an das Heimspiel gegen Gladbach wurden wach und die meisten ärgerten sich natürlich über den vergebenen Sieg, aber dennoch, vor dem Spiel wäre wohl jeder mit dem Punkt gegen den Vizemeister zufrieden gewesen.

Eines steht jedenfalls fest, bei dieser Hertha macht es wieder Spaß zuzusehen und in dieser Form ist sie sicherlich auch nicht zu den Abstiegskandidaten zu zählen, aber dennoch wollen wir keine zu große Euphorie erzeugen und uns auf die kommenden schweren Aufgaben freuen.

Der Ausgang des Spiels beim MSV Duisburg stand bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch nicht fest, aber trotzdem hoffen wir alle, daß das Heimspiel gegen den 1.FC Kaiserslautern am 12. Dezember, wie vor einem Jahr, wieder ausverkauft sein wird und unsere Hertha vielleicht erneut mit 2:0 als Sieger den Platz verläßt.







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